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Römischer Gutshof in Ramsdorf

15. März 20258. Mai 2025By Gerhard Huber

Georg Wiesen hat die Endeckung der Villa rustica bei Ramsdorf dokumentiert und im oberbayerischen Archiv für vaterländischen Geschichte im Jahre 1851  veröffentlicht.

Zeitliche und sonstige Interpretationen sind im Rahmen des damaligen Wissenstandes einzuordnen.

Erläuterungen:

In Ramsdorf, in der Nähe von Kay, befand sich ein römischer Gutshof. Der genaue Ort ist heute nicht mehr genau lokalisierbar. Er könnte sich dort befunden haben, wo sich früher die Deponie befunden hat, südöstlich vom „Muhrhof“ (Lechner Josef). Genauere Erkenntnisse darüber sind dem Fundbericht von Georg Wiesend zu verdanken, den er im Oberbayerischen Archiv für vaterländische Geschichte veröffentlichte.
Georg Wiesend war ein bayerisch königlicher „Landgerichtsactuar zu Tittmaning“, später dann Landrichter in Burghausen. Von 1851 bis 1855 war er Vertreter des Wahlbezirks Traunstein in der Kammer der Abgeordneten des Bayerischen Königreichs (heute vergleichbar mit Landtag).

Die römische Besiedlung im Raum Tittmoning war ausgeprägt, wie die Funde in Tittmoning, Kay-Mühlham, Lanzing, Allmoning, Törring, Freitsmoos und auch nördlich in Burghauser-Gebiet belegen. Auf dem Exenberg östlich von Mühlham ist auch eine Grabhügelnekropole nachgewiesen.
Georg Wiesend beschreibt in seinem Bericht über Ramsdorf (siehe unten) die Ruine eines ehemaligen römischen Gutshofes (Villa rustica). Nach Aussagen der Arbeiter des dortigen Tuffsteinbruches umfasste der Gutshof mehrere Gebäude, wovon einige schon vollständig abgetragen waren. Das größte Gebäude, ein Wohngehaus maß 60 x 56 Schuh (entspricht ca. 17 x 16m). Es verfügte über eine Hypokausten-Heizung und ein Bad mit Marmormörtel. Das Wasser wurde mit Bleirohren in das Gebäude geleitet. Die gefunden Rohre hatten eine Länge von jeweils 12 – 14 Fuß (3,5 -4 m) und einen Durchmesser von 1,5 Fuß (43 cm). Die Fundstücke, die sich im Besitz von Wiesend befanden, sind leider verschollen.

Fundbericht 

Auf eine dem Referenten durch den Thierarzt Obermaier zugekommene Nachricht, daß in einem Tuffsteinbruch zu Ramsdorf Spuren von alten Gebäuden bemerkt werden, verfügte ich mich dahin, und das Resultat des Augenscheins, sowie der herauf veranstalteten Ausgrabungen ist folgendes:

Ramsdorf liegt 1 Stunde von Titmaning, zunächst dem alten Gehai (Pfarrdorf Kay), ist eine Weiler am Leeder-Bache der den Platz halbkreisförmig umspült. Etwas südlich vom Weiler, am Fuße eines Hügels mit weiter Rundsicht, sind bedeutende Tuffsteinbrüche in Arbeit, die auf zwei sehr interessante Entdeckungen führten.

Es wurde nemlich ein mit Tuffsteinquadern sehr schön ausgemauerter Brunnen aufgefunden, kreisförmig, in der Lichten 9 Schuh im Durchmesser haltend, und über 15 Fuß tief, ganz mit Schutt, Erde etc., vielen Ziegeln angefüllt.

Wenige Schritte davon entfernt stießen die Arbeiter auf Grundmauern von Gebäuden, deren nach ihrer Angabe schon mehrere ausgegraben worden waren, so daß eine kleine Niederlassung an dieser Stelle bestanden haben muß. Von dem größten dieser Gebäude war bei dem ersten Eintreffen des Referenten bereits ein großer Theil abgebrochen und zahlreiche Ziegeltrümmer von antiker Form und Mass, sowie behauene, zum Theil mit weißem oder gelblichen Auswurf versehene Quadern, dann Stücke von Estrichböden lagen umher – sehr vieles davon war aber auch bereits zu Bau-Material verwendet worden, wie ich von den Grundeigenthümern erfuhr. Mit der Einwilligung ließ ich nun diese letzten Reste besonders sorgfältig ausgraben, um einen Überblick des Ganzen und nähere Instruction über die Bauart, sowie allenfallsige Funde zu erhalten.

Es zeigte sich im Verfolge dieser Forschung, daß hier ein großes Wohngebäude von über 60 Schuh Länge und 56 Schuh Breite stand, allem Anschein nach mit der Hauptfronte gegen Süden, dessen Grundmauern bis auf 6 Fuß unter die Oberfläche der Erde hinabreichten. Sie stehen auf dem compacten Tufstein auf, welcher, soweit das Gebäude reicht, horizontal planirt und behauen ist. Zunächst wurde auf die, offenbar mit vieler Mühe vollkommen geebneten Tufsteinmasse eine Lage Kieselsteine, faustgroß und Pflasterartig aneinandergereiht, gegeben, und auf diese kam dann ein Guß feinen weißen Mörtels, 5 Zoll dick, der äußerst fest und auf der Oberfläche fleißig geschliffen ist.

Erst auf diese Mörtel- (Estrich-) decke stehen dann die Umfassungs- und Zwischenmauern auf, theils aus Quadern von Tustein, theils aus einem Gemisch von Tuf- und Nagelstein bestehend und mit demselben Mörtel verbunden, deren Dicke 1 ½ bis 2 Fuß beträgt. Hier finden wir also wieder dieselbe Construktion der Unterbauten wie zu Mühlham (Red. Villa rustica in Kay), Pasee, Rohrigham etc. nur mit dem Unterschiede, daß jene den Estrichboden auf gestampften Kies oder Lehmboden aufgelegt haben, währen hier seine Grundlage aus Kieselpflaster besteht, vermutlich als Schutzmittel gegen die Feuchtigkeit des Tufs.

Eine besondere Eigenthümlichkeit erhält diese Gebäude dadurch, daß fast durch alle Räume hindurch kleine Säulen reihenweise geordnet auf dem Estrichboden ohne Verbindung standen, auf welchen dann ein zweites Estrich aufgelegt gewesen zu sein scheint, welches bereits ganz zerstreut war. Anders lassen sich diese Säulen und der Zweck kauf erklären, denn sie sind nur 2 ½ Fuß hoch, im Durchmesser nur 1 Schuh dick, nicht schön und regelmäßig behauen, und gegen die Mitte schmäler, Solche Säulen wurden in großer Anzahl gefunden, meistens noch aufrecht und in gehöriger Ordnung stehend.Der Estrich, welcher hierauf geruht  zu haben scheint, ist 6 Zoll dick, die untere Masse weiß, die obere, ein Guß zu 2 Zoll Dicke, röthlich und mosaikartig, indem Ziegelstücke in der Größe von Sandkörnern bis Haselnüssen unter den Mörtel gemischt wurden. Diese Oberfläche ist äußerst fein geschliffen und scheint polirt gewesen zu sein. An der nordöstlichen Ecke des Hauses, das hier kreisförmige Grundmauern hat, sind Pavimente um 1 ½ Schuh erhöht; hier befindet sich das Bad. Leider war bereits ein großer Theil desselben weggehauen, das, was ich noch in ursprünglicher Gestalt zu Tage bringen lassen konnte, läßt aber jedenfalls die Einrichtung desselben genau erkennen, und bildet den merkwürdigsten Theil der Ruinen. Ich habe den ganzen Tract derselben nach der Ausgrabung genau gezeichnet, so daß hieraus das beste Bild von denselben gewonnen werden kann.

Das Bad selbst war oval, fast in Form und Größe der jetzigen Badewannen, und hat ganz den Anschein eines Marmorbeckens. Dasselbe ist aber aus derselben Mörtelmasse, wie die oberen Estrichböden geformt, nur mit dem Unterschiede, daß Ziegelpulver darunter gelegt war, und in geringerer Menge, so daß eine mehr blaßrothe Farbe entstand. Die Oberfläche mit gesimsten etc., kleinen Hohlkellen äußerst geschmackvoll decorirt, ist geschliffen und poliert, und dieser Guß, nicht dichter als 2 bis 3 Zoll von einer ½ Schuh dicken Mauer umgeben, die auf der entgegengesetzten Seite wieder denselben Mörtelanwurf zeigt. Hiernach bildet das Mauerwerk eine tiefe Rinne von 4 Zoll Breite, die endlich von der Grundmauer parallellaufend umschlossen ist, so daß sich das Gebäude nach der Rundung des Baderaumes halbkreisförmig schließt. Die Höhe der Letzteren ließ sich nicht mehr ermitteln, da der obere Theil zusammengebrochen, und nur 3 Fuß hoch noch zur Zeit sichtbar ist.

Der marmorartige Mörtel, woraus der innere Baderaum gebildet wurde, ist fest, wie Stein, daher zur Aufnehme des Wassers geeignet gewesen und in diesem so leicht nicht auflösbar. In der Rinne ums Bad herum konnte vielleicht erhitzes Wasser geleitet worden sein, um das Bad zu erwärmen oder es liefen Teichen herum, die das Wasser hineinleiteten, worauf die in der Nähe gefundenen Bleiröhren hindeuten. Neben diesem Locale befindet sich eine kleine Kammer, die stark geschwärzt erscheint, Mauern ohne Anwurf hat, und mit vielen Kohlen und Asche angefüllt war. Hier war sicherlich der Raum zur Heizung fürs Bad sowohl als das übrige Gebäude, dessen Boden von unten erwärmt worden zu sein scheint. Beachtenswert ist dessen Auflegung auf Säulen, die in Zwischenräumen von 3-5 Fuß stehen, die Pavimente mußten dieser Construction nach vorerst in großen Platten ja nach der Räumlichkeit der Gemächer gegossen und dann erst auf die Säulen aufgelegt worden sein, deren Höhe überall gleich ist, wenn sie auch von verschiedener Dicke und Form sind, daher denn auch die bedeutende Dicke es Gusses und dessen Härte, dann der Mangel an Spuren einer Verbindung der Säulen nach oben sowohl, wie nach unten (Red. Hypocausten Heizung).

Die Funde der Anticaglien, welche bei dieser Gelegenheit ausgebeutet wurden bestehen in folgenden:

  1. Zwei massive bleierne Röhren von 12 und 14 Fuß Länge, ½ Zoll Durchmesser in der Lichten und 3 Linien Dicke. Die Schwere eines jeden Stückes beträgt 3 bis 3 ¼ Pfund. Ganz ähnliche Röhren wurden auch in den Ruinen zu Tagharting und Rohrikam gefunden; sie konnten kauf zu etwas anderem als zu Wasserleitungen gedient haben.
  2. Der untere Theil eines flachen Geschirres aus feiner rother Erde gebrannt, in dessen Mittelpunkt, von runden Linien umgeben, die Vignette des Fabrikanten in erhabenen lateinischen Buchstaben und ganz in der Art eingedrückt ist, wie man zur Zeit noch die Fabrikzeichen auf Porzellain anbringt. Leider geht der Bruch durch den Name und läßt nur die Buchstaben PIC oder FIG – vielleiht figulus (Töpfer) erkennen.
  3. Ein weiteres Bruchstück eines andern ganz ähnlichen Geschirrs mit Ornamenten
  4. Ein Stück von einer Vase aus terra cotta gebrannt, ½ Zoll dick mit reichen Ornamenten und der Figur eines Fechters, dessen Kopf mit einer Art Helm bedeckt ist. Dies Gefäß muß von bedeutender Größe gewesen sein, und ist den Ornamenten zufolge offenbar römischer Entstehung, sowie die übrigen Geschirrtrümmer, Taf. I. Nr. 27.

Es fanden sich noch Stücke von verschiedenen Gefäßen aus gröberer Masse vor, worunter blos die eines ungegrannten aus weißem Thon und fast ¾ Zoll dick bemerkenswerth sind.

Auch bei diesen Ruinen traf man keine Spur von Holzwerk oder Verwüstung durch Brand an, da im Gegentheil der Maueranwurf noch gut erhalten und sehr weiß ist. Ziegel sind auch hier wie zu Mühlham, Pasee etc., von der größten Mannigfaltigkeit in Form und Masse vorhanden. Besonders dieselben, durch Quadrateinschnitte verzierten Dachziegel und große Platten zu 2 Schuh Länge und 1 Schuh Breite, welche von feiner Ziegelerde 1 Zoll dick gearbeitet sind, und an den längeren zwei Seiten erhabene Kanten haben. Die eine Fläche ist wie geschliffen, die andere mehr rauh, so daß anzunehmen , daß sie als Pflaster oder breite Wasserrinnen gedient haben.

Literatur und Fundstellen

  • Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte. Historische Vereine Oberbayern. 11. Band 1850 -1851, Heft 1: S.3-54, Heft 2: S147-187, Tafel I.
  • Martin Pitsch (1996). Die römische Epoche im Rupertiwinkel. In Archäologie beiderseits der Salzach. S.94- 104.
  • Fritz Moosleitner (2004). Die Zeit der römischen Herrschaft. In Heimat mit Geschichte und Zukunft, EuRegio. S.12-17.
  • Helga Reindel-Schedl (1989). Laufen an der Salzach – die alt-salzburgischen Pflegegerichte Laufen, Staufeneck, Teisendorf, Tittmoning und Waging. Historischer Atlas von Bayern.
  • Erwin Keller (1984). Tittmoning in römischer Zeit.
  • Wolfgang Czysz, Karlheinz Dietz, Thomas Fischer, Hans-Jörg Kellner (1995). Die Römer in Bayern. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart.

Vase aus Terra Cotta, Figur eines Fechters (Fundort Ramsdorf, verschollen)

Umrechnung historische Maße

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