Der Grenzkontrolleur Christoph Sedelmaier aus Tittmoning hat den Fund eines Meißels aus Bronze bei Ramsdorf aus dem Jahre 1818/19 dokumentiert und im oberbayerischen Archiv für vaterländische Geschichte veröffentlicht.
Zeitliche und sonstige Interpretationen sind im Rahmen des damaligen Wissenstandes einzuordnen.
Fundbericht:
Ramsdorf, weiter im kgl. Landgerichte Tittmanning, zur Pfarrei Kay gehörig, 1 Stunde von dem Städtchen Tittmaning 1/2 Stunde von dem Pfarrdorfe Kay entfernt. Hier fand vor 20 Jahren der Taglöhner Joseph Barber, Maurer und Taglöhner in Kay in einem Tuffsteinbruche 16 Fuß tief unter der Erde einen antiken Meißel von Bronze, welcher mit dunkekgrünem, glänzenden Roste bedeckt war. Der Finder, welcher das Metall dieses ihm unbekannten Instrumentes für Gold hielt, hat es auf einer Seite angefeilt. Es ist aus einem Stück gegossen und wiegt etwa 7 bis 8 Loth.
Nachdem ich von Herrn Pfarrer Götz in Kay davon Kunde erhalten hatte, gab ich mir die Mühe dieses Instrument zu erhalten. Da der Finder dasselbe, ungeachtet ihm das Gegentheil erklärt wurde, doch noch immer für Gold hielt, so gelang es mir erst nach vielem Zureden, es käuflich an mich zu bringen. Taf. II. Fig. 1.2 ist die von mir gefertigte Abbildung dieses Instrumentes von zwei Seiten in halb verjüngtem Maßstabe zu ersehen.
Dieser Meißel, welcher zur feineren Bearbeitung des gebrochenen Tuffsteins gebraucht , in dem Tufsteinbruche verloren oder zurückgelassen worden zu seyn scheint, gehört zweifelsohne der fernsten Vorzeit und wahrscheinlich noch der keltischen Landesinhabung an; ich schätze ihn mindestens auf 2000 Jahre, da in dieser Gegend (dem eisenreichen Noricum) schon lange vor unserer Zeitrechnung und vor der Unterjochung durch die Römer die Fabrikation des Eisens im Gebrauchte war und wegen seiner leichteren Gewinnung aus dem vielen Eisengewerken sowohl als auch wegen seiner großen Tauglichkeit zu Waffen und Instrumenten dem Kupfer vorgezogen wurde. Es muss sonach dieser Meißel in eine Zeit fallen, wo man noch alle Waffen und Instrumente wegen Mangel an Eisen, vielmehr der Unkenntnis, es zu verarbeiten, aus einer Mischung von Kupfer und Zinn, meistens auch Eisen fertigte und auf ganz eigene Art zum Gebrauche zu härten und zu schärfen verstand. Es kamen zwar in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt noch Waffen und Werkzeuge von besagter Kupfermischung vor, aber schon etwas seltner und schon neben Waffen und Instrumenten von Eisen, welchem das Kupfer bald den Platz räumen mußte. Da norische Eisen war schon in den frühesten Zeiten bei den Römern bekannt, berühmt und gesucht, die Fabrikation desselben sehr stark betrieben und die Auffuhr nach Rom und allen Provinzen dieses mächtigen Reiches immer lebhafter. Daher findet man auch in den Gegenden des Noricums weit häufiger und früher Eisenfabrikate, als in anderen Gegenden Germaniens, wo man in alten Grabhügeln aus dem 4., 5. und6. Jahrhunderte noch Waffen und andere Fabrikate von Kupfer findet.
Ich habe selbst mehrere im Salzburgischen gefundene Grabungen und zwar aus dem Zeitalter der ersten römischen Kaiser gesehen, worin nebst Münzen, Thränen- und Salbengläsern schon Gegenstände von Eisen, als nämlich Lanzen- und Pfeilspitzen, Messer, Striegeln, Griffel, Nägel und dgl. vorkamen.
Quelle: Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte. Band 1, 1839

Bronze-Meißel aus Ramsdorf (Fund um 1818), Bronzezeit, gez. von C. Sedelmaier